Paul Collier: Sozialer Kapitalismus


Dr. Manfred Ziegler
CEO, Gründer und Gesellschafter
der conzima GmbH.

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Bücher, in denen versucht wird, die aktuellen Verwerfungen unserer Gesellschaft zu erklären und in denen Lösungsansätze entwickelt werden, diese zu überwinden, füllen gleich mehrere Regale in den Buchhandlungen. Aus diesem Meer ragt für mich „Sozialer Kapitalismus“ von Paul Collier heraus – nicht nur wegen seines ungewöhnlichen Titels.

Über viele Jahre hat sich der in Oxford lehrende Entwicklungsökonom intensiv mit den ärmsten Ländern der Welt beschäftigt und dabei einen Zusammenhang zwischen Armut, Krieg und Migration erkannt. Dabei hat er drei große Brüche identifiziert, die in vielen Ländern die Gesellschaft zu zerreißen drohen: zwischen entwickelten und nicht entwickelten Weltregionen, zwischen gut gebildeten Eliten und abgehängten Geringverdienern, vor allem aber zwischen Metropolen und ländlichen Gebieten. Dieses letzte Postulat ist überraschend und weicht vom üblichen „Arm gegen Reich“ ab.

Und so ist für mich auch folgerichtig, dass Collier keinen Abgesang auf den Kapitalismus schreibt, sondern zu einer Reformierung des Selbigen aufruft. Denn in den vergangenen 40 Jahren habe der Kapitalismus zu viele Menschen zurückgelassen. Die seit etwa 1980 vorherrschende „Rottweiler“-Mentalität habe die Gesellschaft kaputt gemacht. Denn „der Kapitalismus löste sein wichtigstes Versprechen – einen ständig steigenden Lebensstandard für alle – immer weniger ein: Einige profitierten weiterhin, aber andere wurden abgehängt.“ Der Zulauf zu populistischen Ideen ist für Collier nur die logische Konsequenz dieser Denkart. Daher fordert er, den Kapitalismus in neue Bahnen zu lenken: „Der Kapitalismus muss so gesteuert werden, dass er sowohl dem Bedürfnis nach sinnerfüllender Tätigkeit als auch Produktivitätserfordernissen Rechnung trägt.“ Der gedankliche Sprung zum unternehmerischen Purpose ist nicht sonderlich groß. Collier sieht aber auch den Staat in der Pflicht. Dieser dürfe Bürger nicht wie Konsumenten behandeln, sondern müsse ethisch verantwortliche Lösungen anbieten: Etwa Unterstützung von Familien, Schaffung guter Arbeitsplätze, Transferleistungen der Stadtbewohner an die Bewohner ländlicher Regionen, Förderung dynamischer Unternehmen und im Gegenzug Begrenzung der Firmen, die nur auf Profitmaximierung zielen.

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