Willkommen in der digitalen Diaspora


Dr. Manfred Ziegler
CEO, Gründer und Gesellschafter
der conzima GmbH.

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Erleben wir gerade das Ende der Globalisierung?

Deutschland soll zu einer „Gigabit Gesellschaft“ werden. So jedenfalls bekundet es die Bundesregierung seit Jahren. Zuletzt hat das Bundesverkehrsministerium im vergangenen Oktober bekräftigt, dass bis zum Jahr 2025 „superschnelles Internet mit mindestens 1 Gigabit/s“ in ganz Deutschland zu Verfügung stehen soll. Soweit, so löblich. Schließlich verfügen bislang erst etwas mehr als vier Prozent der deutschen Haushalte über einen Glasfaseranschluss, der für diese Übertragungsraten unabdingbar ist. In Polen und Frankreich sind es rund sechsmal so viele. In Spanien kann jeder dritte Haushalt schnelles Internet nutzen.

Höchste Zeit also, dass die viertgrößte Volkswirtschaft der Welt etwas für seine Digitalisierung tut. Doch: Geht der Ausbau der Glasfasernetze in diesem Tempo weiter, wird das Ziel „Glasfaser für alle“ jedoch erst in 128 Jahren erreicht, haben Experten berechnet. Also rund 100 Jahre nach dem avisierten Datum. Ganz nebenbei: Glasfaserkabel sind nach heutigem Stand der Technik stör- und abhörsicherer als die verbreiten Kupfervarianten.

Der Ausbau des 5G-Netzes, das ebenfalls extrem schnelle Datenströme ermöglicht, hat zwar früher begonnen als gedacht. Die immer noch vorhandenen Lücken um 4G-Netz lassen aber vermuten, dass vor allem der ländliche Raum noch sehr lange darauf warten muss, bis die Menschen auch hier von der Technologie profitieren.

Zusammengefasst: Auf absehbare Zeit scheint Deutschland in großen Teilen eine digitale Diaspora bleiben.

Sollte es so kommen, hätte dies für Wirtschaft und Gesellschaft verheerende Folgen. Für das Funktionieren von Industrie 4.0 ist schnelle Datenübertragung unabdingbar. Auch die Arbeit im Homeoffice, die seit COVID-19 auch in Deutschland zum Alltag gehört, ist ohne leistungsfähiges Internet nicht denkbar. Ebenso ist der Anschluss an von Schulen und ähnliche Ausbildungsstätten an ein Breibandnetz zeitnah notwendig – in gleichem Maße wie digitale Lerninhalte entwickelt und umgesetzt werden müssen. Allein schon, um die nachfolgende Generation auf die aktuellen Herausforderungen vorzubereiten.

Ich denke, die Langsamkeit der Digitalisierung liegt in erster Linie darin, dass zu viele Akteure auf diesem Spielfeld agieren. Fast jedes Ministerium trägt etwas zum Thema bei – nicht selten von konträren (Eigen-)Interessen getrieben. Das Infrastrukturministerium arbeitet an Netzausbau und 5G, das Verteidigungsministerium kümmert sich um Cybersicherheit, das Arbeitsministerium behandelt Herausforderungen für Beschäftigte im Zeitalter der Automatisierung und so weiter.

Was indes fehlt, ist der Kapitän, etwa in Form eines Digitalministeriums, das eine umfassende Strategie vorgibt.

 

 

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