Wie uns die Inflation in Zukunft beschäftigen wird


Dr. Manfred Ziegler
CEO, Gründer und Gesellschafter
der conzima GmbH.

Vernetzen Sie sich mit mir:
   

Das könnte Sie auch interessieren

Wie bewertet man Nachhaltigkeit?

Der deutsche Mittelstand im Angesicht der Digitalisierung

Soccer, Snacks, Sabbatical? Modernes Arbeiten erfordert mehr!

Das letzte Mal, als ein Kalenderjahr mit einer Inflationsrate von über drei Prozent abgeschlossen wurde, war vor fast 30 Jahren – 1993. In den Folgejahren verhielt sich die Inflation ähnlich einer Sinuskurve und fiel zur Erleichterung der Verbraucher auf zeitweise unter ein Prozent – im Jahr 2009 betrug sie sogar lediglich 0,3 Prozent. Der Grund hierfür dürfte Ihnen allen bekannt sein – die Finanzkrise 2008. Kein Wunder also, dass große Unsicherheit herrscht, wie sich die Inflation derart entwickeln konnte –  und vor allem: Müssen wir uns an eine Teuerungsrate von über drei Prozent womöglich gewöhnen?

Mit gespanntem Blick sahen viele Wirtschaftswissenschaftler und Finanzexperten auf die Entwicklung der Inflation im vergangenen Jahr: Denn steigende Preise, sowohl bundesweit als auch global, zeichneten sich klar ab – deutlich mehr als in den vorherigen Jahren. Schließlich kam auf die Verbraucher hierzulande einiges neu hinzu: höhere Energiepreise, die Einführung der CO2-Pauschle sowie Basiseffekte aus dem Jahr 2020 – wie unter anderem die zeitweise Senkung der Mehrwertsteuer. Zudem spielen globale Faktoren wie die nach wie vor andauernde Lieferkettenproblematik, regionale Lockdowns in Ländern, aus denen wir Waren und Rohstoffe importieren sowie der anhaltende Fachkräftemangel in einigen Branchen, eine große Rolle. Dass darüber hinaus in China Container knapp sind und sich die Kosten für die Buchung eines 40 Fuß großen Containers mehr als verdreichfacht haben, tut sein Übriges, um die hiesigen Unternehmer in Bredoullie zu bringen.

 

Nachfolgend gehe ich vor allem auf die wirtschaftswissenschaftlichen Aspekte der aktuellen Inflations-Situation ein. Trotzdem möchte ich betonen, dass es in erster Linie die ökonomisch schwachen Haushalte und Geringverdiener sind, die die steigenden Preise aktuell im Geldbeutel spüren und völlig zurecht mit besorgtem Blick auf die Teuerungsrate der kommenden Wochen, Monate und vielleicht Jahre blicken.

 

Preise steigen weltweit

Die steigende Inflation ist kein deutsches Phänomen: Im vergangenen Jahr stiegen weltweit die Verbraucherpreise an. Während in der Türkei Lebensmittelpreise um bis zu 43 Prozent und Energiekosten um 50 bis 125 Prozent stiegen, nahmen auch in zahlreichen EU-Staaten wie beispielsweise Spanien (6,5 Prozent), Italien (3,9 Prozent) oder den Niederlanden (5,7 Prozent) die Preise zu. Die USA schlossen das Jahr 2021 sogar mit einer Inflation von sieben Prozent ab – so hoch wie seit 1982 nicht mehr.

 

Bei der Frage, wie sich die Teuerungsrate in den kommenden Jahren in Deutschland entwickeln könnte, sind sich Experten weitestgehend einig: Philip Lane, Chefökonom der EZB sagte erst Anfang Januar, dass er davon ausgeht, dass sich die Inflation im Laufe dieses Jahres bei zwei Prozent einpendeln und in den kommenden beiden Jahren unterhalb dieses Zielwerts stabilisieren werde. Selber Meinung sind auch die wichtigsten Wirtschaftsinstitute hierzulande – auch wenn beispielsweise Clemens Fuest vom Münchener Ifo Institut für Wirtschaftsforschung erst nach 2023 mit einer niedrigeren Inflation rechnet. Schließlich würden viele verkennen, so Fuests Vorgänger Hans-Werner Sinn, dass wir in den vergangenen Jahren eine nahezu deflationäre Preisentwicklung hatten.

"Experten sind sich einig, dass sich die Inflation im Laufe dieses Jahres bei zwei Prozent einpendeln und in den kommenden beiden Jahren unterhalb dieses Zielwerts stabilisieren werde. "
– Dr. Manfred Ziegler
Gründer, Gesellschafter und Geschäftsführer der Conzima GmbH

Der Umgang mit der Inflation

Marcel Fratzscher, Leiter des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), verweist unter anderem auf die Geldpolitik der EZB in den vergangenen 23 Jahren, mit einer Inflationsrate von durchschnittlich 1,5 Prozent. Fratzscher sagt ganz klar, dass wir den Klimaschutz ernst nehmen müssen und akzeptieren müssen, dass die Preise für nachhaltige Energieformen steigen – was die fossilen Konkurrenten ebenfalls tun. Auch er spricht davon, dass sich durch die steigende Inflation eine Art Normalisierung abzeichnen werde. Joachim Nagel, neuer Bundesbankpräsident und somit auch Mitglied des EZB-Rates, sowie einige Finanzexperten fordern zudem eine strengere Geldpolitik der EZB. Bisher scheint es allerdings so, wie wenn Christine Lagarde an ihrer Null-Zins-Politik festhalten und es keine Zinserhöhungen geben wird. Inwiefern sich Nagel und einige seiner Rats-Kollegen durchsetzen werden, um die billige Geldflut einzudämmen, bleibt offen.

Fazit

Meiner Meinung nach müssen wir weniger nach einzelnen Auslösern der aktuellen Inflationslage suchen, sondern den Fokus auf die großen Themen unserer Zeit richten. Die da wären: Klimawandel, Digitalisierung, Fachkräftemangel und globale Lieferketten. Gewisse Preiserhöhungen, vor allem in Bezug auf den Klimawandel, muss unsere Volkswirtschaft verkraften. Panik ist jetzt nicht angesagt. Vielmehr darf der Staat nicht vergessen, Geringverdiener und Menschen, die Sozialleistungen beziehen, zu unterstützen. Denn sie sind es, denen die unmittelbaren Preiserhöhungen am meisten zu schaffen machen.

Ich freue mich über Ihren Kommentar

Bisher keine Antworten zu “Wie uns die Inflation in Zukunft beschäftigen wird”

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * gekennzeichnet.

*

*